95jähriger Rentner kampiert seit Allerheiligen am Zentralfriedhof
5. Dezember 2012 | Von Michael Schiebel | Kategorie: ChronikWien – Überrascht reagierten Angestellte des Wiener Zentralfriedhofs als sie am 1. November beobachten mussten, wie ein 95jähriger Pensionist aus Wien Simmering in der Nähe des Eingangs West auf dem Friedhofsgelände sein Zelt aufstellte. Auf Anfrage teilte der betagte Camper den Bediensteten mit, der Heimweg zahle sich für ihn nicht mehr aus und er habe all die Jahre nie einen Parkplatz direkt neben dem Eingang bekommen. Er sei nun fast 96 Jahre alt und habe „nicht vor, sich den Heimweg noch anzutun“ bzw. seinen hervorragenden Parkplatz aufzugeben.
„Wir lassen gerade prüfen, ob das Vorgehen des Mannes rechtens ist“, erklärt ein Sprecher der Friedhofsverwaltung am Donnerstagmorgen gegenüber Medienvertretern. Die Friedhofsordnung schließe das Zelten auf dem Gelände dezidiert aus, doch sei man nicht sicher, ob dieser Passus rechtlich gedeckt sei. Der Mann verfüge nämlich über ein bezahltes reserviertes Grab und wische den Einwand, er sei noch nicht tot mit dem Argument vom Tisch, er wisse selbst am besten, wie er sich fühle.
Indessen beschäftigt der Fall bereits das Wiener Rathaus. Ein Sprecher des Bürgermeisters weist darauf hin, dass ein Friedhof seinem Zweck nach als letzte Ruhestätte diene: „Und da der Mann sich außerordentlich ruhig verhalte und mehrfach betont hat, keine Aufenthaltsveränderungen mehr geplant zu haben, kann man schon von letzter Ruhestätte sprechen.“ Der Stadt seien daher die Hände gebunden. Sollte das Vorgehen des Rentners jedoch Nachahmer finden, stoße man auf infrastrukturelle Grenzen. Man werde nun abwarten, nötigenfalls aber auch eines der Krematorien in ein Waschhaus mit Duschkabinen, Waschbecken und Stromanschlüssen für Elektrorasierer umwandeln. Letztlich sei auch die Errichtung eines kleinen Camping-Bistros vorstellbar.
Für salamiNEWS exklusiv vom Wiener Zentralfriedhof (Eingang West): Michael Schiebel
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Originally posted 2011-11-03 10:48:12.