Wien – 43 Studenten der Universität Wien wurden heute nachmittag Zeugen, als sich Geschichte-Professor Horst Neumann wiederholte. Der 62-jährige erzählte zum Semesterstart im Rahmen des Methodenseminars “Geschichtsforschung II” die exakt gleiche Anekdote über Joseph II. wie am 7. März 2010.

Schon in der ersten Einheit von Geschichtsforschung I hatte Neumann mit schmunzelnder Miene von einer angeblichen nächtlichen Eskapade des Kaisers im Jahr 1778 berichtet. “Er hat sich damals inkognito in einen, naja, sagen wir mal in einen nicht-jugendfreien Amüsierbetrieb begeben”, sagte Neumann mit identischer Wortwahl und vergleichbar schelmischem Grinsen wie vor rund sieben Monaten

Mehrere Studenten bemerkten, dass auch die unangenehme Art mit der Neumann über den oberen Rand seiner Brille blickte als er ausführte, dass es sich für Joseph II. wahrlich um einen “feucht-fröhlichen” Abend gehandelt habe, unverändert geblieben war.

“Zuerst dachte ich mir noch, interessant dass diesem Mann zweimal in seinem Leben in kurzen Abständen genau das gleiche passiert ist”, sagte Florian Oberkirchner. Er sei davon ausgegangen, dass es sich in jedem Fall um eine neue Anekdote aus dem Leben des österreichischen Kaisers handelte, da Neumann erst vor wenigen Monaten die sich später als identisch herausstellende heitere Episode bereits erzählt habe.

“Da wußte ich noch nicht, dass Professor Neumann die Geschichte wiederholen würde”, so der Student im dritten Semester.

Mit diebischer Freude habe Neumann geschildert, dass  Joseph II. wohl ein wenig zu ausgelassen gefeiert habe und nach kurzer Zeit aus dem Rotlicht-Etablissement am Spittelberg geworfen worden sei. “Vermutlich sogar mit einem Fußtritt”, sagte Neumann in haargenau der gleichen erregten Tonlage wie im Frühjahr zu den Studenten von denen 93% bereits alle Details der Erzählung kannten.

Neumann gab auf Nachfrage an, von der Wiederholung nichts zu wissen. Falls eine solche tatsächlich erfolgt sei, müsse es sich um einen reinen Zufall handeln, den man ihm nicht übel nehmen dürfe. Schließlich wolle er nicht, dass es ihm so ergehe wie Joseph II. der 1778 unsanft aus einem Bordell geworfen wurde nachdem er dort inkognito einen beschwingten Abend verbracht hatte.