Mann erreicht 4. Dan in der Kunst, zufällig getroffene Bekannte zu ignorieren

31. August 2012 | Von | Kategorie: Chronik

Wien – In einer feierlichen Zeremonie wurde heute Roman Kovar zum Träger des schwarzen Gürtels in der Kunst zufällig getroffene Bekannte zu ignorieren ernannt. “Ich habe hart gearbeitet für den heutigen Tag”, sagte Kovar in einer ersten Stellungnahme. “Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich in den letzten Monaten in meinem Wohnhaus grußlos an den Nachbarn vorbeigegangen bin”, so der 33-jährige SAP-Programmierer.

“Das Ignorieren von Menschen, die man eigentlich kennt, derart zu perfektionieren braucht viel Disziplin”, sagte Kovars Laudator Horst M. Nullauer, als Key-Account Manager in der Werbebranche selbst einer der profiliertesten Ignorierer des Landes. Er könne sich noch genau erinnern wie Kovar als Maturant begonnen hat, in unzähligen Starrer-Blick-nach vorn-Übungen bei Greenpeace-Promotoren seine Technik zu entwickeln, so Nullauer. “Ganz stolz hat er mir damals von seinen ersten Erfolgen erzählt, wie er ehemalige Mitschüler in gemeinsamen Uni-Vorlesungen keines Blickes gewürdigt hat. Heute muss ich eigentlich selbst schon froh sein, wenn er mir kurz zunickt, wenn wir uns zufällig treffen”, sagte Nullauer anerkennend.

Als seine Spezialität bezeichnet Kovar den Handy-läutet-gar-nicht-aber-ich-tue-trotzdem-so-als-ob-Griff mit dem er erst vor kurzem einen Ex-Arbeitskollegen in der Straßenbahn abserviert hat. Vor allem Kovars Perfektionismus bei der Ausführung ringt Beobachtern stets Lobeshymnen ab. “Roman fingiert bis zu fünf minütige Gespräche über eine erstaunliche Bandbreite an Themen obwohl das Handy die gesamte Zeit ausgeschalten ist. Der würde eher seine Großmutter verkaufen als zu jemandem den er früher kannte ‘Hallo, wie geht’s’ zu sagen”, sagt Kovars Trainingspartner Martin Schauer.

Der Ehrgeiz des gebürtigen Donaustädters macht auch vor Verwandten nicht halt: Im Sommer hat Kovar seinen Großcousin Harald, den er sonst nur wenige Male im Jahr auf  Familienfeiern trifft, keinen Deut beachtet als er ihm auf der gegenüberliegenden Straßenseite entgegenkam. Mit einem Ich-suche-etwas-in-meiner-Tasche-obwohl-ich-gar-nichts-brauche-Maneuver konnte er den Familienangehörigen ungegrüßt übermannen. “Um soweit zu kommen muss man einfach jede Chance nützen”, sagte Kovar.

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Originally posted 2010-10-12 00:08:58.

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