Kitzbühel/Oslo – Während ganz Deutschland noch im Siegestaumel nach Lena Meyer-Landruts Vorstellung ihres Sieger-Schlagers „Satellite“ beim diesjährigen Song Contest liegt, wurde am Rande des Finales in Oslo auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz die eigentliche Sensation bekannt: Hansi Hinterseer wird im kommenden Jahr mit seinen wunderbaren rosa Moonboots Österreich beim Song Contest „vertreten“. Erstmals seit Pop-Gigant Eric Papilayas tollem und unvergesslichem Auftritt (Teilnahmesong leider nicht mehr bekannt, Anm. der Red.) wird somit Österreich wieder mit einem seriösen Interpreten beim wichtigsten Wettbewerb der internationalen Musikszene vertreten sein. Hinterseer, der mit Songs wie „Herzilein, du bist mein Schatzilein“, „Mein Schatzilein, du host mein Herzilein“ oder auch „I hob di so gern, host mi du a gern?“ und mit Hilfe gewohnt sozialkritischer Texte, dem unkonventionellen Einsatz musikalischer Instrumente (Ziehharmonika!) und einer stets ins Ohr gehenden Melodei Klassiker der jeweiligen Generation geschaffen hat, plant nun, die europäische Popszene aufzumischen.

Aktuell feiert der „Picasso der Volksmusik“ gerade beachtliche Chart-Erfolge in den skandinavischen Ländern, weshalb er auch von seinem Management zu diesem Entschluss ermutigt wurde. Bei besagter Pressekonferenz verkündete ein sichtlich gerührter Künstler vor hunderten interessierten Journalisten: „Liabe Madln, es isch soweit, i hob mi waach schlogn lossn. I werds augehn, jo, und des werma dapackn“. Der Ausnahme-Tiroler, der seit nunmehr fast 9 Jahrzehnten mit kritischen und selbstreflexiven Liedern die politische Landschaft der Vor-, Zwischen- und Nachkriegszeit in Österreich entscheidend mitgeprägt hat, wirkte dabei immer noch motiviert und jugendlich rüstig. „Jo jo, ihr werdets wahrscheinlich sagen, na wie passt den so ein Künstler wie ich in den doch eher seichten Unterhaltungszirkus des Song Contest? Jo mei, des konn i eich scho sogn. I werd do a wengal a Klasse einibringen in den gonzen Schmarrn, der do immer geboten wird. Die meisten Künstler singen jo nur mehr über die heile Welt, die schenen Berge, des Schatzilein, lauter blablabla, die Texte hoben einfoch keinen Inholt mehr. Und des wüll i ändern, goi!“.

Sein Management präzisiert die Pläne Hinterseers. So trifft der Künstler als Gesamtkonzept – schön geföhntes Haar, famos gebräunte Lederhaut, lässiger Skioverall und ziemlich tolle Moonboots (rosa, gelb, oder auch mal weiss) – derzeit punktgenau den internationalen Popgeschmack. Ob Lady Gaga, Rihanna oder Hansi Hinterseer: Trendige Künstler verbinden „kritische Texte, ein tolles Kostüm und ausgefeilte Bühnenchoreographien zu einem Erfolgs-Package im Pop-Business.“ Nach dem (sicheren) Sieg im Jahr 2011 ist eine groß angelegte Welttournee geplant („Herzi-Schatzi-Tour 2011“). Auch ein neues Album soll danach veröffentlicht werden (Arbeitstitel: „Mei, mei, mei, hob i di gern!“).

Auch der originelle Titel des Beitrages zum nächstjährigen Song Contest stehe bereits fest: „Mei bist du schen, mei bin i schen, mei is dos schen!“ . Inhaltlich wurde zum Song nur soviel verraten: Es handle sich um eine beinharte Abrechnung mit den internationalen Akteuren am Finanzmarkt sowie eine Ex-post-Analyse der Auswirkungen der Finanzkrise auf den Wechselkurs des Euro, gepaart mit Seitenhieben auf die neoliberale Politik des letzten Jahrzehnts, sowie gesellschaftskritischen Tönen zu den Themen Asyl, Klimawandel und Homosexuellenrechte. Ein echter Hinterseer eben.

Exklusiv für salamiNEWS : Berni Moser

Originally posted 2010-05-31 21:10:23.