München – Er habe den schmierig-fettigen Touchscreen schon so satt, dass er oft Stunden lang durch frisch geputzte Fenster schaue, auch wenn die Aussicht gar nichts hergebe, erklärt Szene-Größe und Tonstudio-Betreiber Peter F. aus München. Die reine Durchsichtigkeit sei in seinem Leben ein echter Wert geworden, seitdem er seit nun fast einem Jahr über keine Tastatur mehr verfüge. Am schlimmsten sei aber, dass er sein i-pad, das er naturgemäß stets mit sich führe, andauernd mit anderen Teilen müsse.

„Ah cool, das neue schmale i-pad. Du bist sicher im Internet, lass mich doch kurz was nachschauen“, so oder so ähnlich beginne fast jedes Gespräch, wenn er mit Leuten zusammen treffe. Am Anfang habe er sein i-pad noch stolz jedem präsentiert, damit der Image-Transfer der Marke auch voll auf ihn durchschlage. Aber mittlerweile gehe es ihm unglaublich auf die Nerven, dass „alle mit ihren klebrigen Drecksfingern auf meinem Touchscreen herumziehen, -wischen und –tippen“, ist Peter F regelrecht deprimiert.

Sein Status als Trendsetter verbiete ihm das natürlich, aber was gäbe er „für einen ganz normalen Tischrechner mit riesigem Bildschirm und richtiger Tastatur! Dazu so viele Anschlüsse wie ich will und funktionierende Anwendungen statt sinnloser Apps“, schwärmt der 32jährige Studioinhaber. Und dann erzählt er von seinem größten Traum: „Es ist ein warmer Frühsommertag und ich verlasse am Nachmittag einfach mein Studio mit nichts anderem am Leib als meinen 2.000 Euro Mokassins, meinen trash-schicken Jeans aus New York, einem weißen T-Shirt, meinem Cayenne-Schlüssel und meiner Louis-Vuitton-Brieftasche und gehe in den Englischen Garten.“ Das träume er tatsächlich immer wieder, versichert Peter F. Sogar sein i-phone lasse er im Studio liegen, und saufe sich in seinem Traum ganz allein mit ein paar Maß selbst unter den Tisch. „Aber diese Zeiten sind wohl vorbei“, seufzt Peter F.

Originally posted 2011-04-07 12:17:32.