Banken: Eintrittsgebühren für Kunden bei allen Filialen!
20. April 2012 | Von Niko Formanek | Kategorie: WirtschaftWien – Im Rahmen einer Pressekonferenz gaben die wichtigsten Banken Österreichs bekannt, dass sie ab nächstem Quartal für den Zutritt zu ihren Filialen eine Eintrittsgebühr von zwei Euro pro Kunden einheben werden. „Wir haben über Jahrzehnte einfach zu viele Leistungen an unsere Kunden gratis weitergegeben und müssen uns jetzt den wirtschaftlichen Gegebenheiten anpassen“, erklärte Walter Rothensteiner, Generaldirektor der RZB. „Aber wir sind ja nicht unmenschlich, deshalb gibt es für unsere Kunden, die eine Jahreskarte für unsere Filiale erwerben, 2,5 Prozent Rabatt auf die Gebühr.“
Kunden, die ab dem nächsten Quartal eine Filiale ihrer Bank besuchen möchten, können die zwei Euro Eintrittsgebühr entweder gleich per Karte direkt am Eingang automatisch abbuchen lassen oder müssen am Schalter eine Eintrittskarte kaufen. „Die Besuche unserer Kunden verursachen einfach zu viele Kosten, die wir im Sinne von Transparenz und Kostenwahrheit nicht mehr schlucken können“, erläuterte Andreas Treichl, Generaldirektor der Erste Bank. „Allein die Energiekosten für die elektrischen Schiebetüren, Überwachungskameras, Bankomaten und das Licht treiben uns an den Rand des Ruins. Darüber hinaus wird der Boden bzw. der Teppich abgenutzt und auch die Wartestühle.“ Insgesamt könnte man sich ohne lästige Kunden und deren persönlichen Besuche die Einrichtung der Zweigstellen und die Filialen selbst sparen.
Die Eintrittsgebühr für Bankfilialen ruft aber auch schon erste Kritiker auf den Plan. In einer gemeinsamen Erklärung gegenüber der Austria Presse Agentur verurteilten Wirtschafts- und Arbeiterkammer den „Abzockplan der gierigen Banker.“ Beide Interessenvertretungen kündigen massiven Widerstand an. „So geht das nicht. Einfach Geld für keine Leistung zu verlangen und den kleinen Bankkunden eine Zwangsgebühr aufhalsen“, erklärten die Präsidenten Leitl (WKO) und Tumpel (AK). „Das Privileg den Menschen per Gesetz Geld abzupressen ohne irgendetwas Sinnvolles dafür zu leisten ist in unserer Verfassung klar den Kammern, den Parteien, dem ORF und der Wiener Zeitung zugewiesen. Wie kommen die Banken auf die Idee, dass sie das auch machen können?“
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Originally posted 2009-10-14 21:25:40.
Typisch Dr. Rothensteiner:
2 Euro Filial-Gebühr (noch dazu mit Rabatt für Stammkunden) klingt auf den ersten Blick eigentlich harmlos. Aber das ist erst der Vorbote einer grösseren Gebührenwelle, die für 1.1.2010 vorbereitet wird.
Da wird diese Gebühr auch für alle MitarbeiterInnen eingeführt – und da sich diese ja nicht wie die Kunden nur 5 oder 10 Minuten, sondern meist 4-8 Stunden in der Filiale aufhalten, sind Tagessätze zwischen 20 Euro im Sommer und bis zu 30 Euro im Winter (weil dann die Energiepreise viel stärker ins Gewicht fallen) in der Diskussion.
Betriebsräte haben hier bereits vorgesorgt und für sich – da sie in der Regel weit seltener anwesend sind als die Kollegen am Schalter – mit der Konzerleitung einen 75%-igen AAA (Abschlag auf Anwesenheitsgebühr) ausgehandelt.
Auch die über 60.000 Raika-Mitarbeiter in den Ostländern müssen nicht die volle Filialgebühr zahlen: sie können wählen zwischen einem 50%-Abschlag, wenn sie (jeweils mindestens 5 Jahre) in Euro zahlen oder einem fixen Satz in heimischer Währung, der nur am Anfang dem vollen Euro-Satz entspricht.
Gegen einen geringen Aufpreis können alle Mitarbeiter – durch Ankreuzen auf dem Einzugsformular – auch Zusatzleistungen wie täglich eine warme Mahlzeit oder wöchentlich bis zu 20 Lottoscheine bzw. 2 Flaschen Wodka (nur in der Moskauer Raiffeisen-Filiale möglich) direkt von der Bank beziehen.
Zum Schluss noch ein grosses Lob an das Team vom Salami News Network – neben Bloomberg für mich inzwischen weltweit eines der besten Portale für Finanznachrichten und -prognosen: kaum ein Analyst hat bisher die wahren Hintergründe für den enormen Kursanstieg der Raiffeisen-International-Aktie (von 13 auf inzwischen über 46 Euro) in den letzten Monaten recherchiert: die kommenden Filial-Gebühren ermöglichen risikolose (!) Umsätze bzw. Gewinne!
Bei über 60.000 Mitarbeitern und einer Tagesgebühr von 25 Euro sind das mehr als 1,5 Mio Euro am Tag, inklusive der Handelsspannen bei Lotto und Wodka wohl weit über 2 Mio! Macht bei rund 250 Arbeitstagen im Jahr eine halbe Milliarde Euro – was spielend einen Teil der Verluste aus den non performing loans ukrainischer Kunden ausgleicht.
MD
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