Michaelis: Wir machen unseren Job perfekt. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es Staatsunternehmen so günstig.
1. Juli 2012 | Von Niko Formanek | Kategorie: Exklusivinterviews , WirtschaftSeit Jahren setzt die ÖIAG ihren Arbeitsauftrag perfekt um. Diverse Staatsbetriebe werden derart in Grund und Boden gefahren, dass sie für private Investoren zu perfekten Investmentzielen werden. In einem Exklusivinterview mit MeinEURO.at findet ÖIAG-Chef Peter Michaelis harte Worte für all jene, die seine Brillanz, seine Weitsicht und seine Managementkompetenz anzweifeln.
MeinEURO.at: Herr Michaelis, vielleicht könnten sie unseren LeserInnen einmal erklären, was die ÖIAG eigentlich macht?
Michaelis: Wir wurden von der Regierung erschaffen, um wertvolle, mit Milliarden von Steuergeldern aufgebaute und finanzierte Unternehmen, ins Chaos und Wertlosigkeit zu führen, damit sie von Freunden und anderen privaten Investoren billig aufgeschnappt werden können. Und wenn Sie wissen wollen, ob ich und meine Kollegen erfolgreich waren, dann fragen sie mal Thomas Prinzhorn und Amigos. Wir haben denLeitsatz: „mehr privat statt Staat“ umgesetzt. Wobei ich schon zugebe, dass die AUA-Privatisierung bisher unser Meisterstück ist.
MeinEURO.at: Wie soll man das verstehen? In der Öffentlichkeit ist da ein anderer Eindruck entstanden.
Michaelis: Nur weil das keiner versteht. Da ist eine Fluglinie die verkauft werden soll. Normalerweise ist so eine Fluglinie für Privatinvestoren nicht so billig zu haben. Da gibt es ja Flugzeuge, Flugbegleiterinnen, die kleinen Gummibärli-Sackerln, Speibsackerln und vieles mehr. Aber wir haben das perfekt hinbekommen. Nicht nur kostet die Airline jetzt gar nichts mehr, nein, der Steuerzahler zahlt auch noch eine Mitgift an den Käufer. So gut werden in Indien nicht einmal mehr Frauen unter die Haube gebracht. Das Beste an der ganzen Sache ist: sollte nicht der richtige Käufer zum Zug kommen, dann haben wir den Prozess so aufgesetzt, dass er jederzeit von der EU wieder aufgehoben werden kann. Und wenn das dann alles geklärt ist bekommt der Käufer noch mehr Steuergeld nachgeworfen, weil dann sitzt die AUA ja noch mehr in der Klemme. Sie müssen zugeben, aus der Sicht von Privatinvestoren ist das genial.
MeinEURO.at: Aber sie verstehen schon, dass manche Beobachter das nicht gerade als Sternstunde in der Geschichte des Managements erkennen?
Michaelis: Nein. Warum?
MeinEURO.at: Na für die Steuerzahler ist das nicht wirklich ideal, oder?
Michaelis: Aber genau da liegt das Missverständnis. Man muss das alles von der richtigen Seite betrachten – also von meiner und der meiner Kollegen. Die sollen da nicht so kleinlich sein, die Steuerzahler. Wir haben in den letzten Jahren den perfekten Job gemacht – aus unserer Sicht. Wir verschleudern mit Steuergeld aufgebaute Milliardenwerte, schaffen es dann auch noch, dass diese Verkäufe mit Millionen von Steuergeldern gestützt werden und werden dafür fürstlich aus Steuergeldern bezahlt. In Harvard wird unsere Leistung – also ohne Verantwortung und trotz Fehlleistungen großartig bezahlt zu arbeiten – schon in Vorlesungen gelehrt. Dort hat man schon einen Namen dafür: „ Grasser-Michaelis-Paradigm – I´m so fucking good and have great hair. “
MeinEURO.at: Aber auch aus der Politik kommt jetzt langsam schon Kritik. Was sagen sie dazu?
Michaelis: Das verstehe ich überhaupt nicht. Ich muss schon zugeben, dass der Job unter Schüssel, Gorbach und Grasser bedeutend netter war. Aber wir haben unseren Auftrag, den wir ja von der Politik bekommen haben, mehr als erfüllt.
MeinEURO.at: Das verstehe ich jetzt nicht. Was war denn der Auftrag?
Michaelis: Es ging darum den Ruf der Politiker zu stärken. Die waren es einfach satt, dass seit dem Verstaatlichten-Desaster in den 80er Jahren, jeder lachte, wenn Politiker behaupteten, sie verstünden was von Wirtschaft. Also hat man Manager gefunden, die einfach noch unfähiger und dümmer waren bzw. sind, wie provinzielle Politiker. Wir haben bewiesen, dass im Vergleich zu uns selbst Politiker wahrlich großartige Manager sind. Also stehen die Politiker jetzt wieder besser da und das haben die uns zu verdanken. Und das Geile dran ist, dass weder Politiker noch Manager dafür auf einen Cent verzichten mussten. Den Auftrag habe ich – zumindest aus meiner Sicht – perfekt erfüllt. Wobei ich zugebe, dass Karl Heinz Grasser mit seinen Meinl-Aktivitäten viel meiner Aufbauarbeit zerstört hat.
MeinEURO.at: Und wie geht es jetzt mit AUA, Post und Telekom weiter?
Michaelis: Wie soll es weitergehen? Na so wie immer. Wir reduzieren den Unternehmenswert auf Null, finden Freunde die das Schnäppchen privat übernehmen, lassen die Steuerzahler dafür bezahlen und kassieren unsere Supergagen und Abfertigungen. Das nenne ich ein fast perfektes Managementkunstwerk. Viele nennen mich schon jetzt – zu recht wie ich meine – den Michelangelo of High Finance.
MeinEURO.at: Danke für das Gespräch.
loading...
Originally posted 2008-11-11 23:51:54.
leiwandes interview! mit wem ist der michaelis eigentlich alles verwandt? vielleicht möchte ja seine familie irgendwo billig einsteigen.
und übrigens: warte bei meineuro.at schon dringend auf ein wenig aufklärung in sachen orf und wie wir den armen vom küniglberg helfen können.
loading...
großartig.
wer erinnert sich noch an die zeiten von dieklone.at, die schließlich vom onkel hans für milliardensummen gekauft wurde.
loading...
Heschgl und Papousek werden hoffentlich nicht, – als langjährige Väter des Unternehmens Austrian Airlines – diese Unverfrorenheiten erfahren müssen, denn deren Leid mus dazu unerträglich sein !!
loading...