Studie: Streik bei Post und Telekom bliebe von Bevölkerung unbemerkt – Gewerkschaften verunsichert.
9. November 2013 | Von Niko Formanek | Kategorie: Wirtschaft
Eine neue Umfrage des österreichischen Market-Instituts zur Durchführung und Sinnhaftigkeit von Streiks bei der österreichischen Post und Telekom verunsichert und entzweit Gewerkschaftsführer. „Bei einem Gehirn-Sturming im Gewerkschaftshaus haben wir beschlossen, diesmal total professionell an das Thema Arbeitskampf ran zugehen und deshalb vor dem Streikbeschluss eine Studie in Auftrag gegeben,“ erklärte Gerhard „Adonis“ Fritz, mächtiger Postgewerkschafter. „Wir wollten wissen, wie wir unsere Kampfmaßnahmen am besten planen und umsetzen damit wir die Öffentlichkeit effizient auf unsere Probleme aufmerksam machen. Leider haben uns die Ergebnisse der Studie etwas verunsichert.“
In der Studie wurden 5.000 Post- und Telekom-Kunden zu ihren bisherigen Erfahrungen mit den beiden Unternehmen befragt. Rund 95 Prozent der Befragten bewerteten die Aussagen: „Lange Wartezeiten, verspätete Zustellung, verlorene Briefsendungen und stundenlanges Warten in Telefonschleifen“ als „total zutreffend.“ Angesichts der Studien-Resultate tauchten erste Zweifel an der Effizienz eines Streiks auf. „Es hat sich herausgestellt, dass sich für die Bevölkerung während eines Streiks der Post- und Telekom-Mitarbeiter rein gar nichts verändern würde,“ stellte Fritz zerknirscht fest. „Wir überlegen jetzt in der Streikphase perfektes Service zu bieten und damit die Bevölkerung völlig zu verunsichern und unter Druck zu setzen.“
Mit Schaudern erinnerten Gewerkschaftsmitglieder der Wiener Linien an den letzten Streik der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien vor wenigen Jahren. „Als keine U-Bahn, keine Straßenbahn und kein Bus fuhr war die Verkehrslage in Wien so ruhig wie noch nie,“ trauerten alte Streikveteranen. „Der Verkehr in der Stadt lief perfekt, die Menschen waren pünktlich wie nie und am Ende hatten wir nur bewiesen, dass man uns wirklich nicht braucht.“ Auch Vertreter der Ärztekammer reihten sich in die Reihen der Streikpessimisten ein. „Von unserem Streik hat auch keiner was bemerkt,“ meinte Dr. Klaus Pekarek, Kinderarzt in Wien 19. „Natürlich hatten wir Pech bei der Streikterminisierung. Der erste Streiktag war der Tag an dem sich die Regierung aufgelöst hat und der zweite Tag dann der Tag des EM-Spiels Österreich gegen Deutschland. Wir haben nicht einmal im Standard mehr zwei Zeilen bekommen.“
Und auch Wilhelm „Tschu-Tschu“ Haberzettel, Chef der Eisenbahnergewerkschaft, warnte seine Post- und Telekom-Kollegen. „Wir bei der ÖBB streiken seit mehr als 35 Jahren und keiner bemerkt es,“ beklagte Haberzettel. „Im Gegenteil, wir können die Menschen nur wirklich verunsichern und erschrecken wenn wir mit einem Zug einmal pünktlich sind, Plätze vorhanden sind und das Service stimmt. Mir ist das einmal passiert und der Zug hat damals in Kapfenberg zu einer unkontrollierbaren Massenpanik und Massenpsychose in der Bevölkerung geführt.“
In einer Pressekonferenz meldeten sich Vertreter diverser österreichischer Plattenfirmen zu dem Thema zu Wort. Sie protestierten heftig gegen das Streikvorhaben der Post. „Wir würden an jedem Tag, an dem die Postämter geschlossen sind massive Umsatzverluste erleiden,“ erklärte Joe Megarecht, Marketingleiter bei Spatzen-Music-International. „Die Postämter sind für uns ein ganz wichtiger Vertriebskanal. Eine Studie hat festgestellt, dass das stundenlange Warten in den Postämter die Gehirnaktivität der Kunden auf Null reduziert und das erhöht die Kaufbereitschaft für CDs von den Zillertaler Haderlumpen oder den Wildecker Herzbuben massiv.“ In der derzeitigen Wirtschaftslage wäre ein Poststreik für die Volksmusik-Branche ein Tiefschlag – tiefer noch als die Musik selbst.
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Originally posted 2008-11-17 22:50:41.