UBS-Reinigungskraft verzockt 2 Milliarden US-Dollar

13. April 2012 | Von | Kategorie: Wirtschaft

London – Ein einzelner Mitarbeiter des Schweizer Bankenriesen UBS hat durch „nicht autorisierte Geschäfte“ Verluste von zwei Milliarden Dollar (1,46 Mrd. Euro) verursacht. Das gab die UBS gestern bekannt. Die Börsenkurse des Instituts stürzten in der Folge ab. Der Verlust ist groß genug, um die UBS in die roten Zahlen zu stürzen. Mit Informationen geizte die Bank allerdings auch nachdem die britische Polizei die Verhaftung eines 31-jährigen Mitarbeiters des Reinigungsdienstes in London gemeldet hatte. Die Untersuchung der Vorfälle dauere an, berichtete die UBS, ohne nähere Einzelheiten zu nennen.

Die unter Verdacht stehende Reinigungsfachkraft wurde demnach bereits am Donnerstag um 3.30 Uhr wegen „betrügerischen Missbrauchs ihrer Position“ bei UBS verhaftet. Aufgefallen sein sollen die betrügerischen Aktiengeschäfte erst am Mittwochnachmittag, berichtete die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“) in ihrer Onlineausgabe, nachdem der fünfte Stock des Londoner Bürogebäudes Tage lang unaufgeräumt geblieben war. Die Schweizer Großbank räumte gegenüber Medienvertretern Sicherheitsmängel ein, da Reinigungskräfte Tradings dieser Größenordnung „jedenfalls genehmigen lassen müssen“, wie es wörtlich in einer Aussendung heißt.

Gerüchten zufolge soll es sich bei den Geschäften um Franken-Spekulationen gehandelt haben. Die Schweizer Bankenaufsicht FINMA erklärte, sie sei über den Milliardenverlust umgehend informiert worden. „Wir haben Kenntnis von dem Fall“, sagte ein Sprecher. Genaueres wollte aber auch er nicht bekanntgeben. „Wir stehen in engem Kontakt mit der Bank.“Zumindest die Größe der Verluste verhehlt die UBS nicht. „Es ist möglich, dass UBS deshalb im dritten Quartal 2011 einen Verlust bekanntgeben wird“, teilte die Bank am Donnerstag mit. Kundenpositionen seien von dem Schaden aber nicht betroffen. Die Bank ging mit der Mitteilung unmittelbar vor Handelsbeginn an den europäischen Börsen an die Öffentlichkeit – und bekam die Rechnung dafür sofort präsentiert.Im Frühhandel stürzte die UBS-Aktie um acht Prozent ab und wollte sich danach kaum erholen.

Der Fall erinnerte viele Investoren an die Causa des Societe-Generale-Händlers Jerome Kerviel, der der französischen Bank durch ungenehmigte Geschäfte einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro beschert und das Institut damit an den Rand des Ruins gebracht hatte. Dass so etwas drei Jahre später immer noch passieren kann, ließ UBS-Aktionäre innerhalb von Minuten in Scharen flüchten.Zwar seien die Verluste offenbar nicht so hoch wie im Fall Kerviel, die UBS habe aber „offensichtlich ein Problem mit dem Risikomanagement“, heißt es in Schweizer Bankkreisen. Es gebe „einmal mehr einen Vertrauensverlust, der UBS in einem schlechten Licht dastehen lässt. Damit verlieren sie viel von dem Ansehen, das sie sich mühsam wieder erworben haben“, erklärt ein Zürcher Analyst gegenüber salamiNEWS mit Blick auf die Turbulenzen der UBS in den vergangenen Jahren. Gerade von den Folgen der Finanzkrise fast genesen, hatte der Konzern im zweiten Quartal einen herben Rückschlag erlitten. Im ersten Halbjahr sank der Gewinn vor Steuern aus dem operativen Geschäft um fast ein Drittel auf 3,9 Milliarden Franken (3,35 Mrd. Euro).

Die Schweizer Großbank hatte in den Jahren 2007 und 2008 knapp 28 Milliarden Franken Verluste angehäuft und musste vom Staat gerettet werden. Erst im August hatte die Bank ein gravierendes internes Sparprogramm angekündigt, bei dem vor allem durch das Streichen von 3.500 Arbeitsplätzen 1,7 Mrd. Euro eingespart werden sollten. Noch Anfang der Woche hatte UBS-Chef Oswald Grübel gesagt, seine Bank sei aus den Schwierigkeiten heraus, während andere wohl bald auf Hilfe angewiesen wären.

Für salamiNEWS exklusiv aus dem Tresorraum der UBS: Michael Schiebel

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Originally posted 2011-09-16 10:32:32.

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