Alice Schwarzer: Mag Frauenfußball nicht mögen müssen!
6. Juli 2011 | Von Michael Schiebel | Kategorie: SportMönchengladbach, Köln – Der Feminismus hat sein neues Reizthema: Frauenfußball! Spätestens nach dem missverständlichen Vergleich von Frauenfußball mit den Paralympics durch Automobilsportler Nico Rossberg gehen die Wellen hoch. Rund um die Frauenfußball-WM in Deutschland gibt es nur mehr pro oder contra. Wer Frauenfußball nicht mag oder gar die Beobachtung via TV verweigert, ist ein Macho und Chauvinist oder eben ein in archaischen Denkmustern verhaftetes Weibchen, das den Kampf um die Gleichberechtigung von Mann und Frau um Jahrzehnte zurückwirft. Ein überraschendes Bekenntnis kommt nun aber von der Galionsfigur der deutschen Frauenbewegung: Alice Schwarzer mag Frauenfußball nicht und will ihn auch nicht mögen!
„Genau genommen kann ich Fußball an sich nicht leiden“, rechtfertigt sich Schwarzer gegenüber den deutschen Medien. „Ich sehe nicht ein, warum ich 90 Minuten meiner Lebenszeit damit verschwenden soll, 22 Menschen – egal ob Frauen oder Männer – bei einem Spiel zuzusehen, von dem ich nichts verstehe und bei dem sowieso fast nichts passiert“, erklärt die Herausgeberin der Zeitschrift Emma. Ein Fauxpas aus Sicht vieler Kommentator/innen, deren Anstrengungen, das Sportereignis zur emanzipatorischen Fahnenfrage hoch zu stilisieren, einen schweren Rückschlag erlitten. Andererseits aber ein wohltuender Befreiungsschlag nicht zuletzt für jene schweigende Mehrheit der Männer, die sich schon damit abgefunden hatte, ihre Frühsommerabende aus reiner Solidarität vor ihren Plasmabildschirmen verbringen zu müssen, obwohl sie mit Fußball gar nichts am Hut haben.
„Andere Sportarten hingegen sehe ich mir gerne im Fernsehen an“, erläutert Schwarzer. So gefalle ihr Boxen ebenso gut bei den Damen wie bei den Herren. „Nur die ganz niedrigen Gewichtsklassen – Federgewicht und so – finde ich bei Männern nicht so toll“, schränkt die deklarierte Anhängerin der Gebrüder Klitschko ein. „Ein Mann darf schon ein bisschen was auf den Rippen haben“, erklärt sie augenzwinkernd. Außerdem sei sie selbst in ihrer Jugend begeisterte Schwimmerin gewesen. Im Fernsehen sei ihr aber auch „diese schöne Sportart zu fad“. Jedenfalls plädiere sie für eine Entspannung der Diskussion rund um den Frauenfußball. „Sollen die Mädchen doch Fußball spielen, wenn sie wollen. Und wer dabei zusehen will, soll auch das tun“, meint Schwarzer: „Und wer lieber strickt, der finde darin seine Erfüllung. Aber deswegen schau ich mir auch keine Strickweltmeisterschaften im Fernsehen an. Auch nicht die der Männer!“
Exklusiv für salamiNEWS aus dem Bayenturm in Köln: Michael Schiebel
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