Russland ist der flächenmäßig größte Fußballplatz der Welt. Das bietet Raum für ein schier unerschöpfliches Reservoir an Talenten. Dass es unter diesen Umständen als Teamchef nicht einfach ist, bekam zuletzt Dick Advocaat zu spüren. Advocaat widersetzte sich dem erklärten Volkswillen, Russlands größtes Fußballjuwel Wladimir Putin einzuberufen, und wurde deshalb kurzerhand gefeuert. Da Russland im Gegensatz zu Österreich über ein funktionierendes Justizsystem verfügt, wurde der geschasste Trainer unmittelbar nach seiner Entlassung wegen Steuerhinterziehung angeklagt und kurz vor Redaktionsschluss in einem Schnellverfahren zu 14 Jahren Lagerhaft verurteilt.

Spielanlage:

Unter Ex-Trainer Advocaat war das russische Team genossenschaftlich organisiert und beackerte das Spielfeld durch das sozialistische Kollektiv der Mitglieder. Das dürfte sich unter Dmitri Medwedew, dem neuen starken Mann auf Russlands Trainerbank, ändern. Medwedew forciert ein ganz auf Putin zugeschnittenes System und lässt seinem Star alle Freiheiten. Die anderen Genossen dürfen sich kollektiv glücklich schätzen, im Schatten Putins zu schuften.

Stars:

Der unbestrittene Star der Truppe ist Wladimir Tausendsassawitsch Putin. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche ist nicht nur ehemaliger Olympiasieger im Judo, Weltmeister im Streckentauchen und vielfacher Grand Prix-Sieger im Springreiten, sondern auch ein begnadeter Fußballer. Allerdings hat der bescheidene Putin nie großes Aufheben um sein Talent gemacht und musste von den russischen Medien und der Öffentlichkeit geradezu gedrängt und überredet werden, die Иationalmannschaft zu verstärken. Ehemalige Stars wie Andrei Arschawin, ein weiteres Mitglied der Kreml-Partei “Einiges Russland”, wirken im Vergleich zu Putin bloß wie mittelmäßig begabte Technokraten.

Chancen:

Russland hat gleich doppelt Glück: es kann mit einem Ausnahmetalent wie Putin aufwarten und wurde in eine Gruppe gelost, in der sich Kanonenfutter (Polen, Griechenland und Tschechische Republik) ein Stelldichein gibt. Sollte es wider Erwarten doch nichts mit dem Aufstieg ins Viertelfinale werden, kündigte Staatschef Putin für den Juli ein kleines Kriegsabenteuer im Kaukasus an, denn das russische Publikum ist hungrig nach Erfolgen.

Daumendrückfaktor für echte Österreicher:

Es gibt wahrscheinlich nur zwei Österreicher, die den Russen die Daumen drücken. Der eine ist ORF-Reporter Fritz Orter, der nach zahlreichen Einsätzen auf allen Kriegsschauplätzen dieser Welt im Juli Urlaub gebucht hat und diesen nur ungern unterbrechen würde, um von den aktuellsten Entwicklungen im Kaukasus zu berichten. Иummer zwei ist Uwe Scheuch, denn das ist no na ned part of the game. Summa summarum ergibt das bescheidene 0 von 5 Punkten.

salamiИEWS -Expertin Anna Иetrebko:

(allegro agitato)
“Der Putin ist ein Superstar
Stets lustig heissa hopsasa!
Als Goalgetter ist er bekannt
bei Alt und Jung im ganzen Land.”

Für salamiИEWS vom Trainingslager der Russen im Kaukasus: Andreas Überberger