Täglich zur Fußball-EM: Die Mannschaften, ihre Stars und ihre Chancen: Deutschland – die Weltauswahl!
29. Juni 2012 | Von Michael Schiebel | Kategorie: SportDeutschland ist ein Flächenstaat in Mitteleuropa, der sich zwischen der Nordsee und dem Weißwurstäquator ausbreitet und eine beispiellose Aufholjagd hinter sich hat. Bis weit über das finstere Mittelalter hinaus ein Hort rauschebärtiger germanischer Stämme, die sich den Tag mit Prügeleien und Met trinken vertrieben, führte zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein Gelage mit den befreundeten Bajuwaren zu radikalen Umwälzungen: die Germanen kommen erstmals mit Bier in Kontakt, das in Windeseile den Honigwein verdrängt. 1516 wird auf einem Thing das Reinheitsgebot beschlossen und schon im Jahr darauf nagelt ein vom Gerstensaft inspirierter Sozialrevolutionär 95 Thesen zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung an die große Gerichtslinde im Teutoburger Wald, deren zentrale Leitsätze wie “Arbeit macht frei!” und “Kraft durch Freude!” sich tief im kollektiven Bewusstsein verankern. Die industrielle Revolution nimmt ausgehend vom Ruhrgebiet ihren Lauf und wird selbst in Randgebieten Europas wie den britischen Inseln zum Erfolgsmodell.
Während Deutschland auch heute noch der Wirtschaftsmotor Europas ist, entfachte das Reinheitsgebot von 1516 auf dem Gebiet der Kunst nur ein kurzes Strohfeuer: wie aus dem Nichts entstanden in der geistigen Wüste Germaniens die großartigen Werke von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller verfassten erste Texte. Diese Blütezeit leitete gleichzeitig den kulturellen Niedergang ein. Mittlerweile ist Deutschland bei Dieter Bohlen, Carmen Nebel und der Bild-Zeitung angekommen. Der absolute Nullpunkt in Musik und Literatur müsste damit erreicht sein.
Spielanlage:
Auch in fußballerischer Hinsicht fehlte Deutschland lange Zeit eine Inspirationsquelle und man tat sich schwer. Doch seit der bekannte österreichische Missionar David Alaba in Deutschland als Entwicklungshelfer tätig ist, geht es mit dem deutschen Fußball steil bergauf. Vom athletischen Hundskick, als die Physis über das spielerische Element siegte und grobschlächtige Kerle den Ball misshandelten, ist nichts mehr zu sehen. Das deutsche Team zeigt vielmehr einen modernen, offensiven Kombinationsfußball und wird von Jahr zu Jahr stärker. Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung ist die überraschende Qualifikation zur Euro 2012, nachdem sich Deutschland in der Qualifikation gegen die höher eingeschätzten Teams aus Aserbeidschan und Österreich durchsetzen konnte.
Stars:
Die deutsche Mannschaft ist gespickt mit Stars, aber nicht mit Deutschen: von den regelmäßig eingesetzten Spielern kommen nur Manuel Neuer und Mats Hummels aus Deutschland. Jérôme Boateng stammt aus Ghana, Sami Khedira aus Tunesien und Mario Gómez García aus Spanien. Mesut Özil und İlkay Gündoğan hat man sich von der Türkei, Łukasz Józef Podolski und Miroslav Klose von Polen ausgeborgt. Dazu kommen noch Holger Badstuber, Philipp Lahm, Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger, Lars Bender und Mario Götze, die allesamt bayerische Staatsbürger sind.
Chancen:
Schon einmal hat ein deutsches Team die Oder-Neisse-Linie überschritten und Polen und die Ukraine besucht. Dieser Versuch endete bekanntlich in einem Debakel. Dieses Mal stehen die Chancen ungleich besser, denn Deutschland hat aus dem Fiasko seine Lehren gezogen. Das Reinheitsgebot von 1935 wurde auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt und statt gegen eine Weltauswahl tritt man dieses Mal selbst mit einer an. Für die Gruppengegner Niederlande, Dänemark und Portugal heißt es also warm anziehen, denn ab dem 9. Juni wird auf’s Tor geschossen. Das macht Deutschland zu einem ganz heißen Eisen und zum großen Turnierfavoriten.
Daumendrückfaktor für echte Österreicher:
Niemals zuvor hat ein anständiger Österreicher der deutschen Mannschaft die Daumen gehalten – dieses Phänomen war hierzulande auf faschistische Proleten mit Narben im Gesicht beschränkt. Allerdings fällt es heuer wirklich schwer, die natürliche Abneigung gegen das deutsche Team voll auszuleben, denn neidlos muss der kleine Bruder konzedieren, dass die Deutschen dank David Alaba ganz einfach attraktiven Fußball zeigen. Da der gelernte Österreicher den Opportunismus im Blut hat und Deutschland der Topfavorit schlechthin ist, schlagen sich immer mehr Österreicher auf die Seite der bunt zusammengewürfelten Weltauswahl. Das ergibt nicht für möglich gehaltene 4/5 Punkten.
salamiNEWS -Experte Franz Beckenbauer:
“Das deutsche Team wird offensiv und dominant auftreten, aber mit Sicherheit nicht ins blinde Messer laufen!”
Für salamiNEWS von der Siegessäule in Berlin: Andreas Überberger
a WordPress rating system