WM 2010: Japan – Angriff der Klonkrieger!
14. Juni 2010 | Von Michael Schiebel | Kategorie: Sport , WM 2010Täglich zur Fußballweltmeisterschaft: die Mannschaften, ihre Stars und ihre Chancen exklusiv auf salamiNEWS :
Japan ist das einzige Land weltweit, dass die alte Fußballweisheit „die Mannschaft ist der Star“ wirklich wortwörtlich nimmt. Kein Spieler ragt aus dem beeindruckenden Team-Gefüge hervor, sowohl spielerisch als auch charakterlich wurde vom Nationaltrainer Shoizi Funaki (der Vater von Skispringerlegende Kazuyoshi Funaki) eine Klon-artige Einheit geschaffen. Die Teamspieler sind nicht durchschnittlich, sondern alle exakt 1,67 Meter groß, jeder einzelne kann jede beliebige Position übernehmen (weswegen die Feldspieler auch Tormannhandschuhe anhaben) und es wurden in der gesamten WM-Qualifikation keine Einzelspielerstatistiken geführt. Außerdem trägt nur ein Viertel der Spieler eine Rückennummer, weil sie auch alle Teil eines großen Sudoko-Rätsel sind. Fußball ist in Japan sehr populär und wer nicht Sumo-Ringer, Manga-Zeichner oder Kugelfisch-Koch wird, tritt mit Begeisterung das runde Leder, wobei den Japanern insbesondere beim Tackling ihre Fertigkeiten aus dem Judo oder Karate zugute kommen.
Spielanlage:
Ähnlich wie bei der Rasse der Borg (ein außerirdisches Kollektiv im Star Trek Universum) haben auch die japanischen Teamspieler keine eigenen Willen. Das Zentralgehirn Funaki steuert alle Mannschaftsbewegungen. Das bringt sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Einstudierte Spielzüge und das Stellungsspiel werden zumeist perfekt umgesetzt. Dem gegenüber steht eine gewisse Inflexibilität bei überraschenden Aktionen kreativer Gegenspieler. Da der Teamchef in jedem Moment des Spiels 11 Spieler per Gehirnwellensteuerung (funktioniert auf einer von Sony entwickelten Bluetooth-Basis) kontrollieren muss, tritt mitunter eine Überforderung auf. Verwirrtes Herumirren der willenlosen Kreaturen ist die Folge, was vom Gegner oft ausgenutzt wird. Außerdem treten die Spieler niemals ohne Fotoapparat auf, um Erinnerungsfotos zu schießen. Das lässt sie manchmal unkonzentriert wirken.
Stars:
Der wohl bekannteste japanische Fußballstar der letzten Jahrzehnte war der einige Zeit in Japan spielende Grazer Mario Haas. Funakis Vorgänger als Nationaltrainer Ivica Osim berief Chancentot Haas damals kurzfristig auch ins japanische Nationalteam ein, wo er bei einem Kleinfeld-Hobby-Benefiz-Turnier in Kobe zugunsten der Erdbebenopfer auf einen fünfminütigen Einsatz als Tormann kam, weil der Stammtorhüter das Abspielen der Nationalhymne mit einer Karaoke-Veranstaltung verwechselte und einfach nicht aufhören wollte, zu singen. Nach dem Ende der Ösi-Ära im Reich der aufgehenden Sonne wurde das Starprinzip aber über Bord geworfen. Es gibt daher in dieser Mannschaft keine Stars, sondern nur Samurai, die sich in einem fort entschuldigen, wenn sie nicht gerade ihrem Herrn dienend zum Schwert greifen.
Chancen in der Gruppe
Spielt Japan gegen andere „System-Mannschaften“, stehen die Chancen nicht schlecht. Leider zählen die Gruppengegner aber eher zur Kategorie Kreativabteilung. Auch konditionelle Probleme könnten sich einstellen, da die Kamikaze-Piloten aus dem Reich des Tenno kein Verständnis für die fünfzehnminütige Pause aufbringen, da sie ja nicht einmal Urlaub machen. Auch vermeiden Japaner direkten Blickkontakt – ein probates Mittel für Gegner also, sie dauernd anzustarren. Leztztlich konnten körperliche Nachteile insbesondere gegenüber den afrikanischen Männern eine entscheidende Rolle spielen – zumindest bei den weiblichen Fans. Alles in allem wird’s wohl nichts mit dem Aufstieg ins Achtelfinale. Das könnte aus einem anderen Grund für uns Fernsehzuschauer interessant werden: Ein vorzeitiges Ausscheiden wäre für das japanische Verständnis von Ehre nicht vereinbar – Trainer Funaki hat in einer Pressekonferenz daher bereits angedeutet, dass für diesen Fall der gemeinsame Harakiri auf dem Spielfeld unausweichlich wäre.
Daumendrückfaktor für echte Österreicher:
Vergleicht man das Spielsystem Japans mit dem der Österreicher, findet man überraschende Übereinstimmungen. 11 willenlose Spieler, unkreative ferngelenkte Spielzüge, keine Stars – mit diesen Qualitäten weiß auch Österreichs Fußballteam zu glänzen. Für den fußballerischen Zwillingsbruder gibt’s daher 4 von 5 Punkten!
salamiNEWS -Experte Hans Krankl:
„Oiso, ich als Spieler hab ja schon 1982 bei einem Benefiz einmal beim Skispringen mitgmocht. Do hob i den jungen Funaki kennengelernt. Darum kenn i mi mit de Chinesn und de Dings, de Japaner, extrem guat aus. Sehr richtig, dass ihr mi daher zu dem Thema frogts. I bin jo sehr international, hob a bei Bazelona scho gspüt, und de Ausländer sand eh olle gleich. Drum sog i eich: De Japaner werdn nix reissn, weus kane Spanier net sand. De werden nämlich Wödmasta, weus von mir des Torschiaßn glernt hobn!“
Für salamiNEWS : Berni Moser und Michael Schiebel
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