Ach was Gesamtschule: Wir brauchen ein österreichisches DSDS!
31. August 2012 | Von Michael Schiebel | Kategorie: PolitikWien – Die Bildungsdebatte in der ÖVP reißt nicht ab. Nachdem man Jahrzehnte lang erfolgreich gegen kommunistische Gleichmacherei in den stalinistischen Gulag-Gesamtschulen kämpfte, wächst nun der innerparteiliche Druck. Die bekannten linkslinken Hippie-Gutmenschen der ÖVP wie Beatrix Karl und Christoph Leitl schienen schon das Ruder übernommen zu haben. Doch im Geiste des Jahres 2000 will man nun zurückschlagen. Dabei heißt es, man müsse eigentlich nur an der bisherigen Linie festhalten: Immer weniger Menschen aus unteren sozialen Schichten studieren an unseren Universitäten – ein klarer Teilerfolg des Kampfes der Volkspartei für ein undurchlässiges Schulsystem.
Der konservative Flügel der ÖVP appelliert nun erneut an ein gesundes Standesbewusstsein: „Wer will schon von einem Chirurgen operiert werden, dessen Vater ein Prolet war!“, lautet das Credo der Stunde. Arbeiten Teile der Christlich-Sozialen an einem evolutionär neuen Bildungskonzept, welches man den Gesamtschulanarchisten entgegenstellen könnte? Die offizielle Antwort lautet: „Nein!“ Dennoch sickerten Teile des bereits ausgearbeiteten Reformprogramms an die Öffentlichkeit. So soll es eine Umstellung nach deutschem Vorbild geben: Hartz IV-Empfänger können sich dort in Aktionen wie „Deutschland sucht den Superstar“, „Big Brother“ oder im Afghanistaneinsatz nach oben kämpfen. „Im Kapitalismus kann jeder den Aufstieg schaffen, der es wirklich will“, hört man aus ÖVP-nahen Managerkreisen. Ähnlich denkt man in der FPÖ: „Man braucht nur den Willen, Fleiß, massenhaft Haar-Gel, sowie reiche Eltern mit eigener Firma und ordentlichen Burschenschaftskontakten.“
Doch auch die SPÖ kann sich mit der Idee, den Bildungsbereich endlich von allem nicht-elitären Fußvolk zu säubern, anfreunden. Man habe selbst keine guten Erfahrungen mit sozialen Aufsteigern, denen der Staat die Ausbildung finanzierte: siehe Wolfgang Schüssel, heißt es aus dem Kanzleramt. „Die Gesellschaft ist wie ein Körper: Manche werden geboren um der Kopf zu sein, andere sind halt nur die Füße“, werden neuerdings wieder Ständestaatssoziologen zitiert. Denn „wenn wir alle alles machen lassen, dann könnt’ ja nachher jeder kommen!“ – so der einhellige Tenor, dem nichts hinzuzufügen ist.
Für salamiNEWS : Jürgen Miedl
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Originally posted 2010-06-23 20:00:29.