Interview: Gusenbauer schafft in Kasachstan Enklave der Liebe und des Friedens!
19. März 2012 | Von Michael Schiebel | Kategorie: Exklusivinterviews , PolitikAstana – Nach einem rabenschwarzen Jahresbeginn für Nordafrikas und Arabiens Despoten rückt das Verhältnis der westlichen Demokratien zu den Diktatoren der Welt in den Fokus des globalen Medieninteresses. Einen eigenen Weg geht indessen der ehemalige österreichische Bundeskanzler Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ), der ohne viele Worte zu verlieren die Ärmel hochgekrempelt hat, um im fernen Kasachstan die perfekte Gesellschaft zu erschaffen. Im Exklusivinterview mit salamiNEWS spricht der Exkanzler über Beweggründe, Ziele und Strategien seines selbstlosen Engagements.
salamiNEWS: Herr Dr. Gusenbauer, Sie hatten in den letzten Wochen medialen Gegenwind als bekannt wurde, dass Sie sich als Berater für den kasachischen Diktator Nursultan Nasarbajew verdingen. Kränkt Sie das?
Gusenbauer: Dass mein Engagement vom relativ niedrigen Standpunkt eines Journalisten aus nicht richtig zu bewerten sein wird, war mir im Vorfeld schon klar. Das habe ich auch als österreichischer Bundeskanzler damals nicht anders erlebt.
salamiNEWS: Kritik angekommen, aber machen Sie es sich da nicht etwas zu leicht? Nasarbajew hat sich voriges Jahr zum „Führer der Nation“ ausrufen lassen und vom Parlament einstimmig beschließen lassen, dass er mindestens weitere zehn Jahre ohne freie Wahlen als Staatschef regieren wird. Das alles zu einem Zeitpunkt also, zu dem Sie schon sein Berater waren.
Gusenbauer: Ich ahne, worauf Sie hinauswollen. Sie halten das vermutlich oberflächlich für undemokratisch. Aber ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen, dass Wahlen allgemein überschätzt werden. Einen strengen aber gütigen Familienvater wählt man ja auch nicht einfach ab. Wichtig ist doch das Resultat: Eine Gesellschaft, die in Liebe und Frieden miteinander lebt und in der allen das gleiceh Maß an Bildung und Wohlstand widerfährt.
salamiNEWS: Das erinnert jetzt etwas an kommunistische Ideale, die ja im Alltag des realen Sozialismus an der menschlichen Unzulänglichkeit zerschellt sind?
Gusenbauer: Sie sollten sich lyrisch betätigen, junger Freund. Das habe Sie sehr schön ausgedrückt. Aber es fehlt Ihnen offensichtlich am nötigen Einblick in die Materie und historischem Hintergrundwissen. Die ersten Versuche, Flugzeuge zu bauen, sind ja auch kläglich gescheitert, und heute fliegen wir bis nach Australien.
salamiNEWS: Sie wollen also gemeinsam mit einem Despoten einen sozialistischen Staat schaffen, der funktioniert?
Gusenbauer: So ist es.
salamiNEWS: Und demokratische Strukturen sind dafür nicht nötig?
Gusenbauer: Nein, die stören eher. Man lässt achtjährige Kinder ja auch nicht selbst bestimmen, was sie lernen, wie sie sich ernähren und wann sie schlafen gehen.
salamiNEWS: Für Sie sind die Kasachen also so etwas wie achtjährige Kinder?
Gusenbauer: Nicht nur die Kasachen!
salamiNEWS: Kritische Stimmen werfen Ihnen vor, Sie täten das alles nur wegen Ihres Beraterhonorars?
Gusenbauer: Das ist natürlich Unsinn. In der niederösterreichischen Arbeiterkammer bekomme ich das Doppelte – und das, ohne zu arbeiten. Aber versuchen Sie mal in der Arbeiterkammer Reformen durchzusetzen. Das wäre wie der Versuch, einen aktiven Vulkan mit einer Gießkanne zu löschen.
salamiNEWS: Jetzt sind aber auch Sie ganz schön lyrisch. Aber welche Rolle spielen Sie eigentlich genau in Kasachstan.
Gusenbauer: Sie müssen sich mich ein wenig wie einen Puppenspieler vorstellen und…
salamiNEWS: …der Nasarbajew ist das Krokodil?
Gusenbauer: Nein, der Kasperl.
salamiNEWS: Duzen Sie Nasarbajew?
Gusenbauer: Duzt ein Puppenspieler den Kasperl?
salamiNEWS: Herr Gusenbauer, werden Sie zum gegebenen Zeitpunkt die Macht in Kasachstan übernehmen?
Gusenbauer: Wenn Sie meinen, dass ich den Führer der Nation ablösen werde, lautet die Antwort nein. Das ist nicht geplant. Sonst ja.
salamiNEWS: Herr Dr. Gusenbauer, Sie haben mich – wie immer – fast überzeugt. Vielen Dank für dieses Gespräch.
Gusenbauer: Das war mir klar. Bitte, gerne.
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Originally posted 2011-02-28 13:27:09.