Wien – In einem beeindruckenden, stringentem und klaren Interview in der gestrigen ZIB 2 hat ÖGB-Chef Rudolf „Charisma“ Hundstorfer zu den Themen Jobabbau bei Telekom, Post und dem Verkauf der AUA Stellung bezogen. Er sorgte mit radikalen, aufrüttelnden und eindeutigen Aussagen für Aufregung bei Arbeitnehmern, Regierung und ÖIAG. In einem Exklusivinterview bekräftigte Hundstorfer seine pointierten Positionen.

MeinEURO.at: Herr Präsident, die Zeichen stehen auf Sturm. Bei Telekom und Post wollen die Mitarbeiter gegen die geplanten Sanierungsprogramme streiken. Warum kommt es überhaupt so weit?

Hundstorfer: Ich muss hier jetzt klar und unmissverständlich sagen, dass ich das als Gewerkschafter zur Kenntnis nehmen muss, dass es bei der Post einen Umsatzverlust gibt und trotzdem Dividende ausgezahlt wird. Das muss man so zur Kenntnis nehmen.

MeinEURO.at: Gut, also was hat das jetzt mit der Frage zu tun?

Hundstorfer: Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass ich jetzt Kenntnis darüber habe, dass wir erkannt haben, dass es einen Umsatzverlust gibt. Das muss ich auch als Gewerkschafter zur Kenntnis nehmen. Dabei nehme ich aber auch klar zu Kenntnis, dass die Beschäftigten das noch nicht so zur Kenntnis genommen haben und zur Kenntnis nehmen wollen und deshalb streiken wollen.

MeinEURO.at: Jetzt soll von Seiten der Gewerkschaft bis Ende November der Plan für etwaige Kampfmaßnahmen feststehen, gleichzeitig will die Postführung erst im Dezember genau über die geplanten Sanierungsmaßnahmen informieren. Ist das alles so sinnvoll und durchführbar?

Hundstorfer: Ich muss das jetzt einmal so zur Kenntnis nehmen, dass die Unternehmensführung uns diesen Zeitplan zur Kenntnis gebracht hat. Als Gewerkschafter muss ich aber auch zur Kenntnis nehmen, dass es gerade im Dezember Weihnachten gibt und davor viele Weihnachtsfeiern und da macht dann ein Streik kaum Sinn. Im Dezember stehen wir ja traditionell dann eh dauernd beim Punsch-Stand und ein Streik wäre kaum bemerkbar. Aber ich nehme die Entwicklung mal so zur Kenntnis.

MeinEURO.at: Die AUA wird jetzt doch von der Lufthansa übernommen. Die Lufthansa ist als letzter Käufer übrig geblieben. Sie haben den Verkauf an die Lufthansa immer kritisiert. Wie ist ihre Reaktion heute?

Hundstorfer: Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass die Lufthansa als letzter Interessent über geblieben ist. Diese Erkenntnis schmerzt natürlich, denn wer will schon die Piefke in einem AUA-Flugzeug, außer natürlich als Touristen, die nach Österreich auf Urlaub kommen. Ich habe aber in den letzten Jahren als österreichischer ÖGB-Präsident gelernt, dass ich im Prinzip alles nur mehr zur Kenntnis nehmen kann. Und das nehme ich jetzt eben auch zur Kenntnis.

MeinEURO.at: Man hört sie sollen in der neuen Regierung ein Ministeramt übernehmen. Ist das ein Job der sie reizt?

Hundstorfer: Ich nehme zur Kenntnis, dass sie mir diese Frage stellen. Diese Frage stellt sich nicht, denn es steht noch keine Regierung, die diese Frage stellen könnte. Nehmen sie das einmal zur Kenntnis. Aber selbst wenn sich diese Frage stellen würde, dann nehmen sie zur Kenntnis, dass ich das, also eine solche Frage mit einer solchen Antwort, ihnen weder bestätigen noch verneinen würde, sollte ich das dann zur Kenntnis nehmen müssen.

MeinEURO.at: Hä ????

Hundstorfer: Wie bitte, ah so ja, das nehme ich auch so zur Kenntnis.

MeinEURO.at: Danke für das Gespräch.

Originally posted 2008-11-13 23:02:08.