Österreich weiterhin Drehscheibe für internationale Geheimdienste

13. September 2012 | Von | Kategorie: Chronik , Politik

Wien – Die Spionage-Affäre um den ehemaligen Wiener Bürgermeister und damaligen ORF-Redakteur Helmut Zilk (für ihn gilt die Unschuldsvermutung), die vom österreichischen Nachrichtenmagazin Profil aufgedeckt wurde, zieht immer weitere Kreise. Was zunächst aussah, wie die „Harry Lime Phantasien” des Errol Flynn der österreichischen Kleinspionage-Szene bringt nun brandaktuelle Fälle zu Tage, die beweisen: Wien ist nach wie vor die Drehscheibe der internationalen Geheimdienste. salamiNEWS liegt ein streng vertrauliches Dossier des österreichischen Heeresabwehramts vor:

In dem Dokument heißt es wörtlich: “Mario G., Schulsprecher am Oberstufenrealgymnasium Akademiestraße in Salzburg, wird dringend verdächtigt, im Frühjahr 2008 mindestens vier Ausgaben der kritischen Schülerzeitung >Doof bleibt, wer mitschreibt< an einen Kontaktoffizier des Liechtensteinischen Geheimdienstes weitergeleitet zu haben. Dazu traf man sich in einem Nebenzimmer des Cafe Tomaselli in der Salzburger Altstadt. Der achtzehnjährige Schüler (für ihn gilt die Unschuldsvermutung, Anm. d. Red.) soll als Gegenleistung für seine nachrichtendienstliche Tätigkeit über 100 fehlende Sticker für sein Panini-Album zur Euro 2008 bekommen haben.”

Darüber hinaus enthält das Geheimpapier weitere hoch brisante Fälle: So soll Ernst P., Busfahrer bei den Wiener Linien, nicht nur den Plan des Wiener U-Bahnnetzes, sondern auch den Sommertakt der Wiener Buslinien an den Aserbaidschanischen Geheimdienst weitergeleitet haben. Gertraud L. aus Leobersdorf wird verdächtigt, ein Palatschinken-Rezept an die kurdische Befreiungsorganisation PKK übermittelt zu haben. Für die Übergabe bediente man sich eines so genannten toten Briefkastens in einem Wald am nahe gelegenen Anninger (Hügel südlich von Wien, Anm. d. Red.). Als Gegenleistung soll die Agentin (auch für sie gilt wie für Ernst P. die Unschuldsvermutung) über ein Jahr lang Humus am Wiener Naschmarkt stark verbilligt bezogen haben.

Wie brisant die Fakten sein dürften, erhellt aus der Tatsache, dass bis Redaktionsschluss weder Außen- noch Innenministerium zu einer offiziellen Stellungnahme bereit waren. Aus dem Bundesministerium für Landesverteidigung hieß es hingegen, salamiNEWS möge doch von der Veröffentlichung der höchst geheimen Inhalte des Dossiers Abstand nehmen, ansonsten „man im Interesse der Staatssicherheit Mittel und Wege finden werde, weiteren Schaden von der Republik abzuwenden.” Das Notebook, auf dem dieser Artikel ursprünglich geschrieben wurde, ist auch bereits konfisziert. salamiNEWS berichtet aber weiter aus dem Prager Exil!

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Originally posted 2009-04-14 21:30:28.

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