Österreichische Spitzenpolitiker begegnen Kritik mit neuer Verteidigungsstrategie: Fanpost!

11. Januar 2012 | Von | Kategorie: Politik

Wien – Nachdem Karl-Heinz Grasser durch Verlesen eines Fan-Briefs im ORF seine Kritiker verstummen ließ – wörtlich hieß es, er sei „zu schön, zu jung und zu intelligent“ für die Politik gewesen und habe daher die Neidgesellschaft auf den Plan gerufen – haben nun auch aktive Spitzenpolitiker die Kraft ihrer Fanpost erkannt. Den Anfang machte Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ), der den Salzburger Nachrichten die e-Mail eines jungen Unteroffiziers überließ, in dem der Soldat den Minister wissen ließ, dass auch er schon immer davon geträumt habe, Generäle zu entlassen.

Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) überließ Anfang der Woche dem Nachrichtenmagazin Profil mehrere Kisten mit Berufungen gegen abgewiesene Asylanträge, in denen mit Komplimenten wie erbitterter Härte, Gefühlskälte und Hartherzigkeit nicht gegeizt wird. Und auch Justizministerin Claudia Bandion-Ortner (ÖVP) bestätigt gegenüber salamiNEWS das Schreiben eines Meinl-Anwaltes, in dem zwar am Rande die 100 Millionen Kaution zurückgefordert werden, der Jurist sich aber auch explizit nach den Bezugsquellen ihrer außerordentlich schicken Brillen erkundigt.

Die Parteizentralen haben bereits reagiert und im Internet sprießen die Fanforen wie die Pilze. Zehn Prozent der Arbeitszeit der Parteimitarbeiter seien für das Verfassen von Fanpost an ihre Lieblinge reserviert und die Begeisterung habe bereits die untersten Ebenen der Parteihierarchien erfasst, heißt es hinter vorgehaltener Hand. So wünschen sich zwei von drei ÖVP-Gemeinderätinen in Niederösterreich ein Kind von Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) und von Michael Häupl (SPÖ) kursieren in Fan-Kreisen bereits erste lebensgroße Poster des spärlich bekleideten Wiener Bürgermeisters.

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Originally posted 2011-01-31 22:17:52.

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Ein Kommentar auf "Österreichische Spitzenpolitiker begegnen Kritik mit neuer Verteidigungsstrategie: Fanpost!"

  1. Mario Passini sagt:

    Macky Messer

    Haben Sie es auch gesehen, liebe Leser? Spät abends, das Dramulet vom 30. Januar, die fragwürdigste ORF-2-Sendung, seit Jahren. Sie trug den Titel: Im Zentrum. Und das Thema lautete: Täter oder Opfer. Moderiert hat Ingrid Thurnher. Es ging um einen gewissen Karl Heinz Grasser (KHG), eingeladen damit der seine Probleme öffentlich auswälzen könne. Warum ich Sie heute noch einmal zurück in den längst vergessenen Januar entführe? Weil wir alle – inklusive der vom ORF eingeladenen Mitdiskutanten – einer Posse aufgesessen sind. Denn natürlich war das not KHG himself.

    Es war alles nicht echt. Es war eine wahrlich fulminante Aufführung des Liliputanertheaters Vigaun. Die Künstler haben ihr schon seit Jahren mit großen Erfolg laufendes Heimatstück „Unter Vigaunern“ kurz umgetextet und sich dem ORF für eine Posse erst- und einmalig zur Verfügung gestellt.
    Die Company wollte das Fernsehstück sogar unter ihrem langjährig erfolgreich laufenden Titel aufführen. Doch die Fernsehgewaltigen konnten die Künstler überzeugen, dass das „nun wirklich nicht geht“.

    Es war eine schauspielerische Glanzleistung die da geboten wurde. Dem Darsteller der Hauptrolle gebühren Standing Ovations. So perfekt, lebensecht und ergreifend stellte der den KHG dar. Hervorragend einstudiert, kein einziger textlicher Hänger und alles juristisch knochentrocken korrekt. Besser hätte es auch das Original nicht gekonnt. Nur Insidern konnte auffallen, dass es nicht der Original-KHG war. Für das Kostüm des Hias – dem beliebten Hauptdarsteller der Company – hatte man nämlich keine Krawatte. Im Stück „Unter Vigaunern“ spielt er mit offenen Hemd. Und so sah man ihn auch im TV.

    Der Regie gemäß war Moderatorin Thurnher der Grasser´schen Suada nicht gewachsen. Viele Zuseher haben – einer Umfrage zufolge – dieses Lammento eines der unglücklichsten Finanzminster der Republik goutiert. Mir hat es auch gefallen. Es war einfach überwältigend wie der Darsteller des KHG argumentgewaltig endlich Ruhe und Freispruch einforderte. Toll auch die Bemerkung das Budget der Republik toll hingekriegt zu haben. Da gab es die ersten Lacher.

    Direkt diabolisch wie der Hias, der den KHG spielte, die Textpassage rezitierte wonach er, KHG, alle Konten bekannt gegeben habe und mit deren Öffnung einverstanden sei. Diese Szene war so beeindruckend intensiv, dass wohl jeder Zuseher wusste was der Hias damit sagen wollte. Dem Stand die Szene in nichts nach, wo der Theater-KHG lautstark ausruft, er habe nie von irgendwas gewusst was seine Freund getrieben haben sollten. Im übrigen rennen ja alle noch frei herum. Und mit einem Trauzeugen spreche man doch nicht über finanzielles.

    Ein Höhepunkt, wenn nicht der absolute Höhepunkt des Theaterabends aber war als der Darsteller des KHG – seinem Bühnentext zufolge – einen Brief aus der ihm massenweise zukommenden Fanpost vorlas. Ein altes Muatterl schickte ein Brieferl mit gar schröcklich schönem Text und doch so voll von Herzileid, weil´s dem armen Karli gar so übel mitspielen.. Und dann auch das noch: „liebe Grüße an ihre schöne, reiche Frau.“ Ein Prunkeinlage der Regie. Diese Szene des Schauspiels hat sich fast einen Oscar verdient. Im Saal könnte man hie und da Schluchzen vernehmen. Der Regie folgend sprach der Bühnen-KHG den Rest des Abends auch nur mehr von „meiner schönen Frau“. Will man, dass sie uns allen gefallen muß?

    Für alle welche diese Performance nicht gesehen haben. Im Stück wird KHG nicht freigesprochen. Man gewinnt aber den Eindruck, dass es bis dahin nicht mehr weit sein kann. Aber auch den Diskutanten gebührt Lob. Sie haben sich – mehr oder weniger – gut geschlagen.

    Was den Fernsehzusehern leider vorenthalten wurde, das war der zweite Akt des Dramulets. Da treten die Unschuldsvermutung, die Verjährung und die Selbstanzeige auf. Die Unschuldsvermutung bedauert den Verlust ihrer Unschuld, die Verjährung kränkt, dass sie ständig aufgeweckt wird und die Selbstanzeige befürchtet, dass sie dem Ansturm bald nicht mehr gewachsen sein wird. Dann singen die drei Sirenen das Lied von Mackie Messer der zwar überall dabei war, dem man aber nichts beweisen kann. Nach einem Text der Vigauner, frei nach Berthold Brecht.

    Ein gelungener Abend
    Mario Passini

    Der Vigauner Sirenensong.
    Frei nach Berthold Brecht:

    An ‘nem schönen blauen Sonntag
    Liegt ein Bündel Geld am am Strand
    Und ein Mann in der Karibik
    Der hält auf schnell seine Hand

    Doch das Konto bleibt verschwunden,
    und so manches Geld vom Trust
    Und ein Mensch geht um die Ecke,
    der von allem nichts gewusst.

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