Kommentare zu: Österreichische Spitzenpolitiker begegnen Kritik mit neuer Verteidigungsstrategie: Fanpost! /unser-geld-und-politik/osterreichische-spitzenpolitiker-begegnen-kritik-mit-neuer-verteidigungsstrategie-fanpost/ Die Nachrichtenagentur für Comedy und Satire! Tue, 07 May 2013 14:32:48 +0000 hourly 1 /?v=3.5 Von: Mario Passini /unser-geld-und-politik/osterreichische-spitzenpolitiker-begegnen-kritik-mit-neuer-verteidigungsstrategie-fanpost/comment-page-1/#comment-4091 Mario Passini Wed, 02 Feb 2011 19:24:21 +0000 /?p=4478#comment-4091 Macky Messer

Haben Sie es auch gesehen, liebe Leser? Spät abends, das Dramulet vom 30. Januar, die fragwürdigste ORF-2-Sendung, seit Jahren. Sie trug den Titel: Im Zentrum. Und das Thema lautete: Täter oder Opfer. Moderiert hat Ingrid Thurnher. Es ging um einen gewissen Karl Heinz Grasser (KHG), eingeladen damit der seine Probleme öffentlich auswälzen könne. Warum ich Sie heute noch einmal zurück in den längst vergessenen Januar entführe? Weil wir alle – inklusive der vom ORF eingeladenen Mitdiskutanten – einer Posse aufgesessen sind. Denn natürlich war das not KHG himself.

Es war alles nicht echt. Es war eine wahrlich fulminante Aufführung des Liliputanertheaters Vigaun. Die Künstler haben ihr schon seit Jahren mit großen Erfolg laufendes Heimatstück „Unter Vigaunern“ kurz umgetextet und sich dem ORF für eine Posse erst- und einmalig zur Verfügung gestellt.
Die Company wollte das Fernsehstück sogar unter ihrem langjährig erfolgreich laufenden Titel aufführen. Doch die Fernsehgewaltigen konnten die Künstler überzeugen, dass das „nun wirklich nicht geht“.

Es war eine schauspielerische Glanzleistung die da geboten wurde. Dem Darsteller der Hauptrolle gebühren Standing Ovations. So perfekt, lebensecht und ergreifend stellte der den KHG dar. Hervorragend einstudiert, kein einziger textlicher Hänger und alles juristisch knochentrocken korrekt. Besser hätte es auch das Original nicht gekonnt. Nur Insidern konnte auffallen, dass es nicht der Original-KHG war. Für das Kostüm des Hias – dem beliebten Hauptdarsteller der Company – hatte man nämlich keine Krawatte. Im Stück „Unter Vigaunern“ spielt er mit offenen Hemd. Und so sah man ihn auch im TV.

Der Regie gemäß war Moderatorin Thurnher der Grasser´schen Suada nicht gewachsen. Viele Zuseher haben – einer Umfrage zufolge – dieses Lammento eines der unglücklichsten Finanzminster der Republik goutiert. Mir hat es auch gefallen. Es war einfach überwältigend wie der Darsteller des KHG argumentgewaltig endlich Ruhe und Freispruch einforderte. Toll auch die Bemerkung das Budget der Republik toll hingekriegt zu haben. Da gab es die ersten Lacher.

Direkt diabolisch wie der Hias, der den KHG spielte, die Textpassage rezitierte wonach er, KHG, alle Konten bekannt gegeben habe und mit deren Öffnung einverstanden sei. Diese Szene war so beeindruckend intensiv, dass wohl jeder Zuseher wusste was der Hias damit sagen wollte. Dem Stand die Szene in nichts nach, wo der Theater-KHG lautstark ausruft, er habe nie von irgendwas gewusst was seine Freund getrieben haben sollten. Im übrigen rennen ja alle noch frei herum. Und mit einem Trauzeugen spreche man doch nicht über finanzielles.

Ein Höhepunkt, wenn nicht der absolute Höhepunkt des Theaterabends aber war als der Darsteller des KHG – seinem Bühnentext zufolge – einen Brief aus der ihm massenweise zukommenden Fanpost vorlas. Ein altes Muatterl schickte ein Brieferl mit gar schröcklich schönem Text und doch so voll von Herzileid, weil´s dem armen Karli gar so übel mitspielen.. Und dann auch das noch: „liebe Grüße an ihre schöne, reiche Frau.“ Ein Prunkeinlage der Regie. Diese Szene des Schauspiels hat sich fast einen Oscar verdient. Im Saal könnte man hie und da Schluchzen vernehmen. Der Regie folgend sprach der Bühnen-KHG den Rest des Abends auch nur mehr von „meiner schönen Frau“. Will man, dass sie uns allen gefallen muß?

Für alle welche diese Performance nicht gesehen haben. Im Stück wird KHG nicht freigesprochen. Man gewinnt aber den Eindruck, dass es bis dahin nicht mehr weit sein kann. Aber auch den Diskutanten gebührt Lob. Sie haben sich – mehr oder weniger – gut geschlagen.

Was den Fernsehzusehern leider vorenthalten wurde, das war der zweite Akt des Dramulets. Da treten die Unschuldsvermutung, die Verjährung und die Selbstanzeige auf. Die Unschuldsvermutung bedauert den Verlust ihrer Unschuld, die Verjährung kränkt, dass sie ständig aufgeweckt wird und die Selbstanzeige befürchtet, dass sie dem Ansturm bald nicht mehr gewachsen sein wird. Dann singen die drei Sirenen das Lied von Mackie Messer der zwar überall dabei war, dem man aber nichts beweisen kann. Nach einem Text der Vigauner, frei nach Berthold Brecht.

Ein gelungener Abend
Mario Passini

Der Vigauner Sirenensong.
Frei nach Berthold Brecht:

An ‘nem schönen blauen Sonntag
Liegt ein Bündel Geld am am Strand
Und ein Mann in der Karibik
Der hält auf schnell seine Hand

Doch das Konto bleibt verschwunden,
und so manches Geld vom Trust
Und ein Mensch geht um die Ecke,
der von allem nichts gewusst.

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