Schulbeginn: Lehrerschaft protestiert mit Aktionstagen gegen Ausbeutung und Überlastung!
5. Januar 2011 | Von Niko Formanek | Kategorie: PolitikWien – Das neue Schuljahr beginnt wie das Alte geendet hat: mit Protestmaßnahmen der Lehrerschaft in Österreich. Anfang nächster Woche werden von den Lehrern drei Aktionstage gegen „Ausbeutung und Überlastung“ durchgeführt. An den Tagen kommen die Lehrer jeweils in regionalen Ausbildungszentren, je nach Wetterlage in z.B. im Wiener Krapfenwaldbad oder in der Therme Loipersdorf, zusammen, um weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für LehrerInnen in Österreich zu planen. „Der derzeitig Zustand ist untragbar“, erklärt Eva Scholik, Vorsitzende der AHS-Lehrer-Gewerkschaft. „Nach acht Wochen permanenten Vorbereitungsstress und Fortbildungskursen in den Monaten Juli und August, wird von den LehrerInnen sofort voller und unbedingter Einsatz für die Kinder erwartet. Wann sollen wir uns eigentlich erholen? Andere Berufsgruppen gehen wie selbstverständlich wochenlang auf Urlaub.“
„Die KollegInnen haben sich ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit in der größten Hitze ohne Pausen auf das kommende Schuljahr vorbereitet und schweißtreibende Fortbildungskurse besucht“, ergänzt Scholik. „Jetzt muss man ihnen auch eine Möglichkeit zur Regeneration geben.“ Es wäre an der Zeit, dass auch LehrerInnen das gleiche Maß an Freizeit zugestanden wird, wie z.B. Ärzten, Polizisten oder auch Angestellten in der Tourismusbranche.
Überraschend bestätigen viele zurückgekehrte Sommerurlauber, die intensive Vorbereitungstätigkeit der österreichischen Pädagogen. „Wir haben gesehen wie sich drei LehrerInnen auch in der größten Hitze nicht davon abhalten haben lassen stundenlang am Strand auf und ab zu gehen und altgriechische Verse aus Homer zu deklamieren“, erzählt Hubert R., der im Juli zwei Wochen in einem all-inclusive Ressort auf Chalkidiki in Griechenland verbracht hatte. „Selbst als wir ihnen ein Eis angeboten haben, haben sie verzichtet und gemeint, dass sie nur so den Ansprüchen österreichischer Gymnasiasten entsprechen könnten.“ Ähnliche Berichte gibt es auch aus anderen Griechischen Touristenzentren, in denen überall österreichische LehrerInnen beobachtet wurden, die sich jeglichen Freizeitvergnügens versagten, um stundenlang Unterrichtsmaterialien zu studieren und zu verarbeiten.
Ein besonders bemerkenswerter Fall wurde salamiNEWS von einer Tiroler Familie berichtet, die ihren Sommerurlaub in Sharm El Shek in Ägypten, zugebracht hatten. „Immer wieder haben wir die dort anwesenden österreichischen LehrerInnen gebeten, ja fast angefleht, bei diversen Urlaubsaktivitäten mit zu machen. Aber sie haben sich immer geweigert“, erklärt Hans F. „Vier übergewichtige ProfessorInnen haben dort stundenlang in der größten Hitze die korrekteste Durchführung einer `Rolle vorwärts´ geübt und dafür das ganze Animationsprogramm verpasst.“ Beim Abendessen hätten die PädagogInnen erklärt, wie wichtig die permanente Vorbereitung in Unterrichtsfächern wie Leibeserziehung, Latein, Werken und Musik sei. „Es ist unglaublich wie viel sich da jedes Jahr ändert und welch Aufwand es ist immer up-to-date zu sein“, ergänzt Hans F. bewundernd
Vor allem in Ländern wie Ägypten, Marokko und Tunesien, ist der Fleiß der österreichischen LehrerInnen in den Sommermonaten aufgefallen. „Selbst das Personal in den Ferienclubs hat bei der Beobachtung der ÖsterreicherInnen gelernt, dass es auf dieser Welt noch viel härtere Jobs und Anforderungen gibt als bei ihnen selbst“, erzählt auch Theodor Rebenstock, österreichischen Konsul in Tunesien. „Die Tunesische Landarbeitergewerkschaft hat auch Hilfe angeboten und möchte ihre ausgebeuteten Kollegen aus Österreichs Schulen mit einem Solidaritätsstreik unterstützen. Allerdings muss der geheim stattfinden, weil sie für ihre Arbeitsverweigerung nicht umgebracht werden möchten.“
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Originally posted 2009-09-06 21:00:33.